Naturkapital Streuobstwiese
Der Verlust von Arten, Lebensräumen und genetischer Variabilität – kurz der Biodiversität – ist für uns Menschen in seinem heutigen Ausmaß ein hohes Risiko. Streuobstwiesen sind sehr strukturreiche Biotope, in denen eine große Vielfalt herrscht. Durch die extensive und pestizidfreie Art und Weise ihrer Bewirtschaftung könnte dies auch langfristig so bleiben, wenn die gesellschaftlichen und finanziellen Rahmenbedingungen stimmen. Das Aktionsbündnis Biodiversität im Landkreis Görlitz von der Stiftung IBZ St. Marienthal (Ostritz) und die Oberlausitz-Stiftung (Görlitz) versuchen in dieser Veröffentlichung auf unterschiedliche Weisen, den Wert von Streuobstwiesen zu ermitteln und zu monetarisieren. Dies ist ein Ansatz gegen das oftmals vorherrschende Motto „Was nichts kostet, ist auch nichts wert“. Die beiden Autoren – Dr. Michael Schlitt und Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Matthias Kramer – gehen das Thema „Naturkapital Streuobstwiese“ fundiert an und liefern so auf 136 Seiten erstmals überhaupt eine umfassende Erhebung der zahlreichen Leistungen, die Streuobstwiesen für die Gesellschaft erbringen: Bindung von CO2, Grundwasser- und Erosionsschutz, Bestäubungsleistungen durch Insekten, Obst-, Heu- und Holzproduktion etc.
Die Publikation ist hier abrufbar.
Ebenso ist die Publikation zu finden auf der Webpräsenz der Oberlausitzstiftung unter https://www.oberlausitz-stiftung.de/.
Im ersten Beitrag geht Herr Dr. Kramer das Thema sehr grundlegend an und definiert die unterschiedlichen Funktionen von Streuobstwiesen und diskutiert, inwieweit man hier wirtschaftliche Werte ermitteln kann.
Im zweiten Beitrag ermittelt Herr Dr. Schlitt den finanziellen Wert von folgenden Leistungen von Streuobstwiesen: Kohlenstoffbindung, Bestäubung, Obst-, Heu-, Holz- und Honigertrag, Trinkwasser-, Erosions- und Hochwasserschutz, Verbesserung des lokalen Kleinklimas und für die kulturellen Leistungen. Danach ergeben sich für eine Dauer von 10 Jahren gerechnet Leistungen im Wert von ca. 163.000 € pro Hektar, die von einer Streuobstwiese für unsere Gesellschaft erbracht werden. Dieser Wert ergibt sich nur zu einem sehr geringen Teil durch Produkte, die verkauft werden können (Obst, Honig, Heu, Holz etc.), sondern aufgrund von anderen Leistungen (Kohlenstoffbindung, Erosionsschutz etc.).
Durch die Veröffentlichung wird auch der Umgang mit politischen Konflikten und Kompromissen im Bereich der Landnutzung transparenter. Mit der monetären Bewertung der (Ökosystem-) Leistungen von Streuobstwiesen steht nun ein wichtiges Kommunikationsmittel zur Verfügung, um deutlich zu machen, dass der Verlust von Streuobstwiesen die Gesellschaft etwas kostet, obwohl er zunächst kostenlos erscheint.
Im abschließenden 7-Punkte-Aktionsprogramm wird in diesem Beitrag dargelegt, wie die nun zur Verfügung stehende Informationen zum „wahren“ finanziellen Wert von Streuobstwiesen künftig zum Erhalt und zur Neuanlage von Streuobstwiesen genutzt werden können.
Die Publikation wurde durch das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz im Rahmen des Programms KoMoNa finanziell gefördert.
Dies ist eine gemeinsame Pressemitteilung der Stiftung Internationales Begegnungszentrum St. Marienthal und der Oberlausitz-Stiftung